Man muss ein wenig suchen, um diesen Ort zu finden. Inmitten des Barri Gòtic ist der Plaça Sant Felip Neri Eine Oase der Ruhe mit einer traurigen Geschichte
Dieses Gelände war ursprünglich der Friedhof der Kathedrale von Barcelona auf dem man deren Gemeindemitglieder begrub. Dieser wurde jedoch im spanischen Bürgerkrieg zerstört. Zu diesem außergewöhnlichen Platz im vormals jüdischen Viertel El Call führen nur zwei kleine Gassen. So ist der Plaça de Sant Felip Neri mitten im touristischen Trubel des Zentrums der Stadt ein kleiner Ruhepol.
Zweifellos handelt es sich um ein wirkliches Juwel des Barri Gòtic, dem gotischen Viertel von Barcelona. Gebäude im Stil der Renaissance, eine Schule, eine barocke Kirche und eine friedvolle Stille umgeben diesen Ort. Eines davon ist das Haus der Schumacher-Gilde, die aufgrund des Baus der Via Laietana hierher umzog.
Von all den kleinen verwinkelten Gassen führen nur zwei zu diesem Platz der ursprünglich etwas kleiner war. Er ist ein wenig versteckt, so mancher Tourist findet ihn aber trotzdem. Doch seine Atmosphäre lässt den Besucher den Trubel der Metropole für einige Augenblicke vergessen. So hält man bei einem Besuch unweigerlich einen Moment inne. Erst recht, wenn man die traurige Geschichte kennt, die sich hier zugetragen und die Einwohner Barcelonas für immer geprägt hat.
Romantischer Ort mit furchtbarer Vergangenheit
Eigentlich wäre der achteckige Brunnen in der Mitte das Erwähnenswerteste des Platzes. Dieser blieb, seitdem sowohl die Figur eines Heiligen, als auch die Bronzestatue, die sie ersetzte, gestohlen wurde, ohne besondere Verzierung. Sein plätscherndes Wasser wird nur übertönt, wenn die Schule zu Ende ist. Der Zugang zu dem Platz ist übrigens gesperrt, wenn er während der Pausenzeiten als Schulhof genutzt wird.
Den Namen hat der Platz von der 1748 bis 1752 für den Orden des Heiligen Philipp Neri erbauten Kirche. Spuren an deren Fassade zeugen noch heute von einem tragischen Ereignis der Vergangenheit.
Während des Spanischen Bürgerkriegs litt Barcelona unter vielfachen Bombardierungen durch die italienische Luftwaffe, die die faschistischen Truppen Francos unterstützte.
Am 30. Januar 1938 traf eine dieser Bomben diesen Platz und tötete 42 Menschen. Die meisten von ihnen waren Kinder. Diese hatten sich in den Keller der Kirche geflüchtet und starben an den Folgen der Explosion. Auch die angrenzenden Häuser wurden komplett zerstört. Der Stadtarchitekt Adolf Florensa i Ferrer, der auch mehrere Gebäude auf der Via Laeitana erbaute, wurde mit dem Wiederaufbauprojekt beauftragt. Dabei wurde der Platz völlig neugestaltet, aber auch verschiedene Elemente der alten Gebäude genutzt.
Gaudí und die Kirche Sant Felip Neri
Was die Wenigsten wissen: Antoni Gaudí wurde in dieser Kirche verewigt. Der berühmte Architekt ging dort fast jeden Nachmittag hin und war mit dem Pfarrer eng befreundet.
Joan Llimona i Bruguera, ein Künstler, der einige Male mit Gaudí zusammenarbeitete, porträtierte dort den Heiligen Felip Neri. Eines seiner Altarbilder ist heute noch in der Kirche zu sehen und trägt das Gesicht des Erbauers der Sagrada Familia. Auch an dem Tag, an dem ihn eine Straßenbahn tödlich verletzte, befand er sich auf dem Weg zur Beichte.
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