Die Olympischen Spiele in Barcelona

An einem Tag wie heute wurden am 25. Juli 1992 die Olympischen Spiele in Barcelona eingeweiht. Die traditionelle Sportveranstaltung hatte wesentlichen Anteil an der Veränderung der Stadt

„…in der Stadt Barcelona!“. Mit diesem berühmten Satz begann am 17. Oktober 1986 das lang ersehnte Abenteuer Barcelonas. Nach Jahrzehnten des Wartens und mehreren erfolglosen Kandidaturen war es endlich soweit. Das Projekt sollte nicht nur die Geschichte, sondern die gesamte Stadt verändern. Am Tag der Nominierung begannen sechs Jahre lange intensive Arbeiten, um sich auf die Olympischen Spiele in Barcelona 1992 vorzubereiten.

Verlorene Kandidaturen

Schon öfter wollte man „Olympia“ in die katalanische Metropole holen. Zum ersten Mal Spiele präsentierte die Stadt ihre Kandidatur für die Ausrichtung der Spiele m Jahre 1924. Sogar ein Stadion wurde dafür gebaut, um ihre Bereitschaft zu unterstreichen. Es sollte nicht zum „Olympia-Stadion” werden, der damalige IOC-Präsident Pierre de Coubertain entschied sich für „seine“ Stadt Paris. Eingeweiht wurde die bereits errichtete Sportstätte trotzdem – mit einem Spiel des FC Barcelona. Später nutzte man das „Estadi català“ als Rugby-Stadion. 

Auch ein weiteres Stadion entstand in jener Zeit, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Olympia-Kandidatur. Das „Estadi Lluís Companys“ (dem späteren Olympiastadion) auf dem Montjüic wurde für die Weltausstellung 1929 erbaut.

Trotz des Scheiterns gaben die Stadtverantwortlichen nicht auf und man bewarb sich noch drei weiteren Male: 1928, 1936 und 1940.

Abgesagte Alternative

Die Spiele 1936 gab das IOC nach Berlin, der Hauptstadt des damals nationalsozialistischen Deutschlands. Ein Großteil der internationalen Gemeinschaft wollte an dem Ereignis nicht teilnehmen, um zu verhindern, dass das Nazi-Regime es zu Propagandazwecken nutzte. Mit dem Ziel, die Berliner Spiele zu boykottieren, entstand die Idee, alternative Spiele zu veranstalten. Sie sollten als sogenannte „Volksolympiade“ in Barcelona ausgetragen werden. Alles war bereits vorbereitet und die Eröffnungsfeier stand kurz bevor. In letzter Minute musste man sie jedoch aufgrund des Ausbruchs des spanischen Bürgerkrieges absagen.

Die Spiele 92 „begannen“ 1979

Die Idee, sich erneut für die Austragung zu bewerben, ging Ende der 70er Jahre von Juan Antonio Samaranch aus. Der Präsident des spanischen olympischen Komitees war durch seine franquistische Vergangenheit jedoch nicht ganz unumstritten. Dennoch brachte er 1979 neben Bürgermeister Narcís Serra und Präsident Jordi Pujol wichtige Persönlichkeiten zusammen, um sie zu überzeugen. Die staatlichen Einrichtungen gaben ihre Unterstützung. Diesmal sollte es klappen und die olympischen Spiele in Barcelona ausgetragen werden.

Beeindruckende Atmosphäre bei den Turmspringer-Wettbewerben (Foto: Arxiu de l’Ajuntament de Barcelona)

Umgestaltung der Stadt

Barcelona durfte die Spiele ausrichten, war jedoch nicht auf die damit verbundene Zahl von Besuchern vorbereitet. Zudem verfügte die Stadt zu jener Zeit auch nicht über die notwendige Infrastruktur. Die Herausforderung ging somit weit über die Organisation der Sportveranstaltungen hinaus. In Barcelona musste eine umfangreiche Umstrukturierung vorgenommen werden.

Die Öffnung zum Meer und die Umstrukturierung von Poblenou waren nur einigen der Projekte, die Barcelona für immer verändern sollten. Auch des Gebiets auf dem Montjuïc wurde vollständig reformiert. Damit die olympischen Spiele in Barcelona wie vorgesehen stattfinden konnten, wurden insgesamt 600 Milliarden Euro investiert.

In Bezug auf die Infrastruktur war jedoch der Bau der Rondes die wohl wichtigste Arbeit. Der Straßenring um die Stadt war notwendig für das Verkehrsaufkommen, das die Stadt erwartete.

Das Viertel der Stadt, das die umfangsreichste Umgestaltung erlebte, war das Viertel Ikaria. Vor den Spielen war es ein vergessenes, verlassenes und stark heruntergekommendes Gebiet. Es gab kaum hundert Einwohner und viele verlassene Fabriken. In diesem Bereich wurde die Villa Olímpica gebaut, die im Sommer 1992 die Tausende von Sportlern beherbergte.

Ein weiteres Viertel, das eine große Transformation durchmachte, war das Vall d‘Hebrón. Ein ebenfalls riesiges Projekt, mit dem dort tausende neue Wohnungen, Parks und Straßen entstanden.

Einige Teile der Stadt, die nicht in die Pläne des neuen und modernen Barcelonas passten, verschwanden auch. 1989 wurden beispielsweise die letzten Barracken-Viertel im Stadtteil Carmel und das Perona-Viertel abgerissen. Auch emblematische Orte wie die alten Picknickplätze und traditionelle Restaurants in Barceloneta mussten der Umwandlung der Stadt weichen.

Maskottchen und Hymnen

Cobi, das Maskottchen der Spiele 92 (Foto: Arxiu de l’Ajuntament de Barcelona)

Javier Mariscal war der Künstler, dessen Entwurf aus insgesamt 18 verschiedenen Vorschlägen ausgewählt wurde. Die Verantwortlichen wollten es zunächst Julia nennen. Am Ende wurde sich für den Namen Cobi entschieden, in Anlehnung an das Organisationskomitee (COOB 92). Cobi war nicht das einzige Design, das Mariscal als Maskottchen präsentierte. Er dachte auch an eine Garnele, die schließlich zum Symbol einer Bar auf der Moll de la Fusta, wurde. Heute steht sie unweit der Skulptur „Das Gesicht von Barcelona“, die man ebenfalls kurz von den Spielen einweihte. 

Das Logo der Spiele stammte vom Designer Josep Maria Trias, der ein mediterranes und sportliches Logo entwerfen sollte. Das Ergebnis waren blaue, gelbe und rote Striche, die an eine menschliche Figur erinnern.

Emotionaler Moment: Mercury und Caballé singen die Hymne der Spiele (Foto: Arxiu de l’Ajuntament de Barcelona)

Hymnen und magische Momente der Spiele

Was den Soundtrack der Spiele angeht, wurden zwei offizielle Hymnen kreiert: „Barcelona tiene poder“ von Peret und „Barcelona“, gesungen von Freddie Mercury und Montserrat Caballé.

Die Eröffnungszeremonie mit „La Fura dels Baus“ in der Hauptrolle ist einer der denkwürdigsten Momente der Spiele. Sie spiegelten die moderne und frische Atmosphäre von „Barcelona 92“ wieder.

Der emotionalste Augenblick der Zeremonie war jedoch, als der Bogenschütze Antonio Rebollo den Pfeil schoss, der die olympische Flamme entzündete. Carles Riart, Designer und Gewinner des National Design Award 2011, hatte die Idee dazu. Dabei gab es ein kleines Geheimnis, von dem kaum jemand weiss. Im Hintergrund wartete ein zweiter Bogenschütze, für den Fall, dass Rebollo daneben schiessen würde.

Das Erbe der Spiele

Der ehemalige Bürgermeister Barcelonas Pascal Maragall kommentierte die Olympischen Spiele einmal rückblickend. „Das Wichtigste dieses großartigen Events war die Internationalisierung unserer Stadt“, sagte er. Die ganze Welt schaute auf Barcelona und die Stadt verwandelte sich in ein begehrtes Reiseziel. So kann man sagen, dass die Mittelmeermetropole noch heute davon profitiert, dass die Olympischen Spiele in der Ciutat comtal stattfanden.


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