An einem Tag wie heute schloss 1998 ein beliebter Ort auf Barcelonas Hausberg. Der Freizeitpark auf dem Montjuïc existierte über 30 Jahre
BARCELONA / REDAKTION. Die heutigen Jardins de Joan Brossa entstanden auf wirklich historischem Boden. Wenn man es genau nimmt, hat aber der gesamte Montjuïc eine sehr lange und bewegte Vergangenheit. An diesem grünen und besinnlichen Ort, befand sich zwischen 1897 und 1899 ein Pulvermagazin für den Kubakrieg. In den 1960er Jahren wurden seine Mauern Teil einer der größten Attraktionen der Stadt: der Geisterbahn im Freizeitpark auf dem Montjuïc. Zusammen mit der Boomerang-Achterbahn und vielen weiteren Fahrgeschäften war er bis Ende der 1990er Jahre eine beliebte Familienattraktion.
“Les atraccions de Montjuïc tancaran després d’aquest estiu”. (kat. ‚Der Freizeitpark auf dem Montjuïc schliesst nach diesem Sommer‘ Anm. d. Red.) So lautet am 21. August 1998 die für viele Einwohner traurige Nachricht in den Medien.
Vergleichbar mit dem Niedergang eines Stummfilmstars nach dem Aufkommen des Tonfilms, war die Schließung eine Frage der Zeit. Auch wenn es niemand wahrhaben wollte, sah man das Ende der Freizeitstätte kommen.
Die Ursprünge
Alle begann Anfang der 1960er Jahre, nachdem man das Barracken-Viertel abgerissen hatte. Der Venezolaner José Antonio Borges Villegas, ein Unternehmer aus der Welt der Themen-Parks, schlug die Eröffnung einer Freizeitanlage in Barcelona vor. Sein Plan überzeugte die Stadtverwaltung
Schon zuvor gab es dort ab 1930 mit den Maricel Park bereits einmal einen Vergnügungspark. Dieser wurde jedoch bereits sechs Jahre nach seiner Eröffnung aufgrund des spanischen Bürgerkriegs geschlossen. Später nutzte man das Gelände zur Verteidigung der Stadt bis zum Einmarsch der Franco-Truppen.
Somit sollte der neue Freizeitpark auf dem Montjuïc endgültig für fröhlicheres Ambiente an einem Ort mit solch einer traurigen Vergangenheit sorgen.
Seine Pforten öffneten am 24. Juni 1966, hinter denen sich insgesamt 41 Fahrgeschäfte (die meisten aus dem venezolanischen Coney Island) befanden. Eine Geisterbahn, ein Riesen-Karussell, eine gigantische Achterbahn und eine Handvoll Restaurants warteten auf die Besucher. Darüber gab es ein Theater mit 6.000 Plätzen und die beliebte Diskothek Lord Black. Ein unverkennbarer Teil der Skyline der Ciutat Comtal Barcelona war das Riesenrad des Parks.
Viele Einwohner und Touristen erinnern sich gerne an die Zeit des Vergnügungsparks zurück. Nicht nur wegen all dem Spaß, den man mit der ganzen Familie dort hatte. Auch viele berühmte Musiker jener Zeit gaben dort unzählige Konzerte.
Der Anfang vom Ende
Ende der 70er Jahre begann der Erfolg des Parks nachzulassen, nicht nur aufgrund interner Probleme. Rund 30 Angestellte wurden entlassen, nachdem sie für bessere Arbeitsbedingungen demonstrierten.
Im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 1992 bekam der Montjuïc eine neue Infrastruktur, die den Zugang zum Park erschwerte. Einige Unfälle in Fahrbetrieben und die Eröffnung des Port Aventura im Jahr 1995 verschlechterte die Situation des Freizeitparks noch mehr. Dies war der entscheidende Moment des ewigen Konkurrenzkampfs zwischen dem Montjuïc und dem Tibidabo, den Letzterer am Ende gewann.
Seit die Konzession nach dem Sommer 1998 endete, und der Park am 27. September 1998 geschlossen wurde, blieb das Gelände erneut ungenutzt. Zumindest bis 2003, als – zum Gedenken an den katalanischen Dichter – die Jardins de Joan Brossa eingeweiht wurden.
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