Das maritime Viertel Barcelonas hat viele Veränderungen hinter sich. Die Tradition der Festa Major de Poblenou, an der die ganze Nachbarschaft mitwirkt, existiert jedoch bereits seit vielen Jahren.

Jahrelang trug dieses Viertel die Bezeichnung „das Manchester Kataloniens“. Grund dafür war die Vielzahl der Fabriken, die dort existierten. So wohnten in Poblenou auch überwiegend Familien der Arbeiterklasse. Start geprägt von seiner Geschichte ist der Stadtteil voller schöner Ecken und viele von ihnen haben große historische Bedeutung.Auch die jährliche Festa Major de Poblenou findet, wie in den meisten Stadtteilen üblich, hier schon seit langer Zeit statt.

Dort wo sich heute Poblenou befindet, gab es einst nicht mehr als ein sumpfiges Feuchtgebiet. Typisch für Gebiete in der Nähe der Mündung von Flüssen, in diesem Fall dem Besòs, der nordöstlichen Grenze Barcelonas. Ein Straßenname, der an jene Zeit erinnert, ist die Carrer de Llacuna, was im katalanischen „Lagune“ bedeutet. 

Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert entstanden Bauernhöfe und es herrschte ausschließlich landwirtschaftliches Leben. Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Fabriken gebaut. Aus jener Zeit stammen auch die ersten Dokumente, die über die Existenz der Feierlichkeiten berichten. So entstand die Tradition dieser Feierlichkeiten laut den Aufzeichnungen in Zeiten, in denen Poblenou noch längst kein Stadtteil Barcelonas war. Das wurde es nämlich erst im Jahre 1897, als man es zusammen mit einigen anderen umliegenden Dörfern in die Stadt eingliederte

Im Sommer findet sie allerdings erst seit 1872 statt, zuvor hatte sie im Dezember ihren Platz im Kalender. Verlegt wurde sie aus zwei verschiedenen Gründen. Eine Idee dabei war, das bessere Wetter im September auszunutzen. Außerdem wollte man nicht zur gleichen Zeit feiern wie die Nachbarn von Sant Martí de Provençals. Seitdem beginnt sie jährlich am zweiten Wochenende im September und dauert 10 Tage.

Nachbarn des Viertels während einer Festa Major de Poblenou (Foto: Arxiu històric de Poblenou)

Tagelang Musik, Tanz und Spass 

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen immer neue Aktivitäten hinzu und viele davon sind heute noch präsent. Die offizielle Eröffnungsrede, geschmückten Straßen und Tänze, die öffentlichen Essen, der Markt, das Radrennen, um nur einige zu nennen…

Während des Bürgerkriegs und ebenfalls während der Franco-Diktatur wurde die Festa Major de Poblenou ausgesetzt. In den 80er Jahren kehrten die Feierlichkeiten dafür umso fröhlicher zurück. Immer mehr Menschen zogen mit den Jahren hierher und mit ihnen kamen neue Ideen. Diese wirkten sich auch auf die Festa Major de Poblenou aus. So wurden die Giganten wiederentdeckt und restauriert und zum ersten Mal gab es die Correfocs. Was wäre ein Stadtteilfest ohne das Feuer-Spektakel der Teufel und Bestien.

Tradition und Moderne

Heutzutage vereinen die Feierlichkeiten traditionelle und neue Elemente. So erklingt, ähnlich wie bei der Festa Major de Sants, am ersten Samstag einen bunten Umzug. Bei der sogenannten ‚cercavila‘ bahnt sich eine Kapelle mit lautem Getöse und Musik den Weg die Gassen des Viertels. Dabei werden die Nachbarn und Vereine besucht, um sie zum Feiern einzuladen. Feste Bestandteile sind stets die Auftritte der Stadtkapelle von Barcelona, der Havaneres-Gruppen und viele weitere Konzerte. Genauso sieht man viele Nachbarn, wie sie die typische Sardana tanzen und die Castellers beim Bauen ihrer Menschentürmen. Einige Aktivitäten verschwanden aber auch mit der Zeit. So wie beispielsweise die Wahlen der “Pubilla del barri“, bei der die hübscheste Nachbarstochter gekürt wurde.

Festa Major de Poblenou in vergangenen Zeiten (Foto: Arxiu històric de Poblenou)

In der jüngeren Vergangenheit entstanden dagegen der Kostüm-Umzug auf der Rambla und eine Reggae Party. Zu den moderneren Teilen gehört auch das Feuerwerk am Strand, mit dem das Fest am zweiten Sonntag endet. 

Dekoration in den Strassen

Bis heute bereitet sich eine Vielzahl von Straßen und Gassen des Viertels auf besondere Weise auf das Fest vor. In einigen Jahren waren es sogar bis zu 17 verschiedene Straßenzüge, die von den Nachbarn kreativ geschmückt wurden. Es gab sogar Jahre, in denen der Gewinner eine Geldprämie erhielt. Auch wenn man diese am Ende für gemeinnützige Zwecke des Stadtteils verwendete. Die Passatge Cantí und die Carrers de Lazareto und Guillem de Llúria, neben anderen, waren dabei oft die Favoriten.

Die vielen Vereine des Bezirks sind übrigens jedes Jahr sehr aktiv an der Austragung der Aktivitäten des Festes beteiligt. Sie sind es, die die Festa Major de Poblenou zu einem Spaß für Kinder und Erwachsene machen. 

„Die Feierlichkeiten werden immer moderner und überraschen jedes Jahr mit etwas Neuem“, erzählt ein langjähriger Nachbar. „Alles befindet sich in stetiger Veränderung, doch das ist auch der Geist dieser Stadt, die sich immer wieder neu erfindet.


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