Das Attentat auf den Rambles

An einem Tag wie heute erschütterte 2017 ein furchtbarer Anschlag die Stadt. Ein Rückblick auf das Attentat auf den Rambles

BARCELONA / REDAKTION. In den Nachmittagsstunden jenen Tages hielt ganz Barcelona den Atem an. Ein Transprter raste plötzlich durch die Menschenmenge in der Mitte der berühmtesten Strasse der Stadt. Das Resultat des Zwischenfalls mit terroristischem Hintergrund: mehrere Menschen verloren an diesem Sommertag ihr Leben und viele weitere wurden verletzt. Die tragischen Szenen in der Innenstadt wohl niemand vergessen. Das Attentat auf den Rambles und wenig später auch in Cambrils sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

Es ist kurz vor 17 Uhr an jenem Tag im August. Es ist Haupturlaubssaison und tausende Besucher aus aller Welt befinden in der katalanischen Hauptstadt. Viele der Touristen schlendern über die Rambles. Nachbarn erledigen ihre Einkäufe, andere sind auf dem Weg in den Feierabend, der berühmte Boulevard ist zu diesem Zeitpunkt gewohnt belebt. Dann ereignete sich die grausamer Zwischenfall.

Das Attantat auf den Rambles

Mit einem Fiat Talento raste Younes Aboyaaqoub vom Plaça de Catalunya aus auf die Fussgängerzone in der Mitte der Rambles. Dabei fährt er Schlangenlinien, mit dem Ziel, so viele Menschen wie möglich zu erfassen. Auf diese Weise kommt er 550 Meter weit und erst am El Mosaic del Pla de l’Os kurz vor dem Teatre Liceu zum stehen. Dort verließ er den Van und flüchtete zu Fuß über den Markt La Boqueria. Seine Tat hinerliess ein Bild der Verwüstung. Insgesamt 15 Menschen kamen dabei ums Leben und über 100 Passanten wurden verletzt.Unter den Todesopfern, die aus 9 verschieden Ländern stammten, war auch ein deutscher Staatsangehöriger.

In der unmittelbaren Umgebung herrschte verständlicherweise Panik. In der ganzen Stadt machte sich Unsicherheit breit. Die Bürger vor Ort wurden aufgerufen, in Eingängen oder Gebäuden Schutz zu suchen, alle anderen dazu aufgefordert, die Innenstadt zu meiden. Mehrere Bahn- und Metrostation nahe des Geschehens wurden vorrübergehend geschlossen. Taxis boten an, Personen kostenlos zu transportieren, die sich aus dem Bereich entfernen wollten. In den meisten Unternehmen war bereits Feierabendzeit. Doch in vielen Fällen wurden die Angestellten dazu aufgerufen zur Sicherheit an ihren Arbeitsplätzen zu bleiben und nicht auf die Strasse zu gehen.

Polizeieinsatz

Angeführt von den Mossos d’Esquadra begann mit der Operation Gàbia innerhalb kürzester Zeit die Suche nach den Attentätern. Parallel dazu wurde Anti-Terror-Protokoll aktiviert und an den Ausfallstrassen jedes einzelne Fahrzeug kontrolliert, dass die Stadt verliess. Dies wiederum verursachte einen Verkehrskollaps in der Ciutat Comtal und es staute sich vielerorts bis spät in die Nacht.

Gegen 19.45 Uhr wurde in der Zona Universitària ein Fahrzeug samt Besitzer gekidnappt. Dieses durchbrach kurz darauf eine Polizeikontrolle auf der Avinguda Diagonal. Es fielen Schüsse, die das flüchtene Fahrzeug allerdings nicht aufhalten konnte. Der gestohlene Ford Focus und sein getöteter Besitzer wurden wenig später von den Mossos in Sant Just Desvern gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war den Ermittlern jedoch noch nicht klar, dass der Attentäter Younes Aboyaaqoub dafür verantwortlich war. Dieser setzte seine Flucht zu Fuss, gelangte so bis nach Sant Pere Molanta. Dort wurde er vier Tage später beim Versuch ein weiteres Auto zu stehlen von der Polizei erschossen.

Das Attantat in Cambrils

In Zusammenhang mit den Taten der Terrorzelle standen auch die Geschehnisse, die sich am 18. August 2017 in Cambrils ereigneten. Die Mossos d’Esquadra riefen die Bevölkerung kurz nach Mitternacht dazu auf, aufgrund eines umfangreichen Polizeieinsatzes zu Hause zu bleiben.

Um 1:30 Uhr raste ein schwarzer Audi A3 mit voller Geschwindigkeit die Carrer Jaume I in Cambrils hinunter, Dabei rammte er einen Streifenwagen und überschlug sich kurz danach auf Höhe des Yacht Club, der. Aus dem Auto stiegen fünf mit Macheten und einer Axt bewaffnet Personen, die darüber hinaus simulierte Sprengstoff-Gürtel. Wenige Minuten später begannen sie damit, einige Passanten und auch eine der Polizeistreifen anzugreifen. Als die Beamten daraufhin von ihren Schusswaffen Gebrauch machten, wurden vier der Terroristen tödlich getroffen. Der fünfte Angreifer wurde nach einer kurzen Flucht über die Avinguda de la Diputació (Passeig Marítim) ebenfalls erschossen. Am Mittag des gleichen Tages berichteten die Behörden von insgesamt 59 leicht- und schwerverletzten Personen und einem Todesopfer.

Ursprünglicher Plan ging schief

Laut Angaben der Ermittlungsbehörden war er ursprüngliche Plan allerdings ein anderer. Ein mit Sprengstoff und Butangasflaschen beladenes Transporter sollte an einem zentralen Ort wie der Sagrada Família oder dem Camp Nou zur Detonation gebracht werden. Die Attacke wurde scheinbar wochenlang vorbereitet. Wie sich herausstellte, hatten die Attentäter während dieser Zeit insgesamt mehr als 120 Butanflaschen gelagert. Zudem waren sie im Besitz vom Acetylen, einem hochentzündlichen Gas, und dem hochexplosiven APEX, das der Islamischen Staat üblicherweise verwendet.

Bereits einen Tag zuvor, am 16. August kam es allerdings in einem Haus in Alcanar, südlich von Tarragona zu einer Explosion. Anfangs gingen die Behörden von einem Unfall aus. Wie sich später ergab, ereignete sich diese aber bei der Vorbereitung des Sprengstoffs. Zwei Mitglieder der Terrorzelle, darunter der Iman von Ripoll, Abdelbaki es Satty, mutmasslicher Anführer, kam dabei ums Leben. Während der Aufräumarbeiten am folgenden Tag ereignete dort eine zweite Explosion. Bei dieser wurden mehrere Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei verletzt.

Angesichts dieser Tatsachen hatten die Terroristen dann eine Attacke kleineren Ausmaßes im Zentrum von Barcelona geplant. Am Ende verhinderte das Fehlen einen ausreichendes Führerscheins noch schlimmere Auswirkungen. Denn Younes Aboyaaqoub versuchte vergeblich einen grossen LKW zu mieten, der für das Attentat auf den Rambles benutzt werden sollte. Alternativ liehen sie einen kleinen Transporter.

Keine lückenlose Aufklärung

Fest steht, das der Iman bis zu seinem Tod ein Informant des spanischen Geheimdienstes war.  Gefundenen Aufzeichnungen zufolge wurde sein Name allerdings genau einen Tag nach dem Attentat aus der Datenbank des CNI gelöscht. Die Tageszeitung ‚Publico‘ veröffentlichte damals Screenshots die Unterhaltungen zwischen Geheimdienst und dem Anführer der Attentäter zeigen. Kommuniziert wurde dabei mit einem gemeinsam genutzten Mail-Account, in dem man Nachrichten als Entwürfe speicherte, sie aber nie versendete. Nur knapp zwei Monate vor den Anschlägen gab es den letzten Kontakt.

Das Blatt hatte ebenfalls Zugang zu Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass die Mitglieder der Terrorzelle vom CNI überwacht wurden. Diese hatte nicht nur Gespräche abgehört, sondern auch ihre Bewegungen in mehreren Ländern verfolgt. Danach wusste man von einer Reise nach Basel um ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen, welches beim Anschlag in Cambrils verwendet wurde.

Offizieller Akt zum Gedenken an die Opfer des Anschlags (Foto: Barcelonalemany.com)

Nicht nur die Tatsache, dass viele Fragen offen blieben, sorgt dafür dass das Attentat auf den Rambles nicht so schnell vergessen wird. Auch wird jedes Jahr an diesem Tag mit einem offiziellen Akt den Opfern gedacht. Dabei werden an der Stelle, an dem das Farzeug des Attentäters auf den Rambles zum stehen kam, Blumen niedergelgt.

Diejenigen, die lebend gefasst werden konnten mussten sich vor der Justiz verantworten. Die beiden Hauptangeklagten wurden zu Gefängnisstrafen von 43 und 36 Jahren verurteilt.


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