Die älteste Cocktailbar des Landes

Cocteleria Boadas

Mitten im Zentrum, fast unscheinbar befindet sich die Cocteleria Boadas. Nicht nur eine Ikone der Stadt und die älteste Cocktailbar des Landes

Inmitten des Trubels der vielen Passanten kann man sie schnell übersehen. In der Carrer dels Tallers, 1, direkt an der Ecke der Rambles, Barcelonas emblematischem Boulevard, existiert ein echter Geheimtipp. Vielen ist sicher das Cafè Zurich bekannt, das man fast nicht übersehen kann, wenn man am Plaça de Catalunya steht. Ein Stückchen weitere jedoch, in Sichtweite des berühmten Brunnens, dem Font de Canaletes, hat ein Stück Stadtgeschichte seine Adresse. Das Lokal hat sich bis heute den Stil bewahrt, die an die Zeiten seiner Eröffnung und seinen Gründer erinnert. Doch nicht nur das, es ist sogar die älteste Cocktailbar des Landes.

An einem Tag wie heute hat Miquel Boadas im Jahre 1933 mit Ideen, die er aus Cuba mitbrachte, sein Geschäft eröffnet. Doch der Reihe nach: geboren wurde 1895 in Havanna, in einer Epoche, in der das Land noch spanischen Kolonie war. Er war Cousin des Gründers der Bar La Floridita, das zu jener Zeit prestigeträchtige Lokal der Stadt, das gleichzeitig Restaurant und Cocktailbar war. Dort kam er zum ersten Mal mit der Materie in Kontakt, die ihm später zu großem Erfolg verhalf. Und auch wenn er gebürtiger Kubaner war, hatte er dennoch katalanische Wurzeln, denn seine Eltern stammten ursprünglich aus Lloret der Mar.

Cocteleria Boadas in den 50er Jahren (Foto: Bar Boadas)

Eine Neuheit auf der Rambla de Canaletes

In den 20er Jahren kam Boadas nach Barcelona und begann in der Bar Canaletas zu arbeiten, einem damals berühmten Lokal, in dem sich heute ein Burger King befindet. In der Ciutat Comtal machte damals niemand Cocktails und er war der erste, der auf diese Tradition hier ausübte. Für seine Art, die Getränke zuzubereiten, wurde er bei den Gästen daher natürlich schnell berühmt. Die Besitzer der Bar Canaletes richteten ihm daraufhin sogar eine rundförmige Theke ein, die als seine „Badewanne“ bekannt war. Einen Cocktail zu trinken wurde mit der Zeit zu einem sozialen Statussymbol.

Boadas’ Markenzeichen war das Einschenken aus dem mit dem Arm hoch erhobenen Cocktailshaker. 70 Jahre lang haben nur er und seine Tochter María Dolores Boadas diese Technik auf der ganzen Welt am Leben erhalten. Heutzutage wird das ist den meisten Cocktailbars so gemacht.

Sein eigenes Geschäft

Barkeeper bei der Arbeit im emblematischen Boadas (Foto: Arxiu Municipal de Barcelona)

Der Wunsch von Miguel Boadas war jedoch, sein eigenes Lokal zu eröffnen. Während der 20er bis Anfang der 30er Jahre arbeitete er hart für seinen Traum. Zu seinem Geburtstag am 24. Oktober 1933 war es dann endlich so weit: die Cockteleria Boadas öffnete ihre Türen. Sie war anfangs um Einiges kleiner und es gab Platz für nur 10 Personen. Alle wollten ihn davon überzeugen, dass es auf diese Weise nicht funktionieren würde. Denn tatsächlich war es eigentlich die Zeit der großen Kaffeehäuser und Lokale mit 100 oder 200 Tischen, doch seine Bar lief immer besser.


Die Geschichte des Cafè Zurich


Er war ein absoluter Vorreiter auf dem Gebiet der Cocktail-Kunst und im Radio und in Zeitungen interviewte man ihn. Er gab Cocktailskurse in Häusern reicher Leute und mit seiner Leichtigkeit neue Kontakte zu knüpfen, freundete er sich sogar mit Ernest Hemigway an. Der Schriftsteller war desöfteren in seiner Bar zu Gast und brachte hin und wieder bekannte Persönlichkeiten mit. Joan Miró, Xavier Cugat, García Lorca und Dalí sind nur einige der Berühmtheiten, die bei Miguel Boadas an der Bar saßen. Auch Kevin Costner, Greta Garbo, Pedro Almodóvar, Picasso und Joan Manuel Serrat tranke hier schon Cocktails.

Das bleibt in der Familie

Ausgerechnet María Dolores Boadass, die Tochter von Miguel Boadass, war es, die sich in den Beruf und wollte unbedingt Barkeeperin werden. Dies war jedoch in den 40er und 50er Jahren und alles andere als eine Tätigkeit die von Frauen ausgeführt wurde. So war ihr Vater zwar dagegen, doch letztendlich konnte sie ihren Willen und übernahm eines Tages sogar das Lokal.

Noch bis heute sind Elemente der ursprünglichen Räumlichkeiten der bewahrt die Cocteleria Boadass erhalten geblieben. So wird beispielsweise noch immer hinter der alten Bar aus Holz gemixt und man sitzt auf den originalen Barhockern. Sogar die Spiegel stammen aus der Gründungszeit des Lokals. Kein Wunder, dass diese Stück Stadtgeschichte vor einigen Jahren zum künstlerischen und kulturellen Erbe Barcelonas erklärt wurde.

Fast wie “früher” das historische Ambiente (Foto: Joan Llobet)

Im Gespräch mit Barcelonalemany erzählte uns einer der Mitarbeiter von der riesigen Auswahl von Mixgetränken, die man hier bestellen kann. Das Angebot umfasst insgesamt unglaubliche 1.260 unterschiedlichen Drinks, von denen den Gästen täglich 6 verschiedene „Empfehlungen des Tages“ vorgeschlagen werden.


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