Es war eines der größten Projekte der Umgestaltung Barcelonas des 20. Jahrhunderts. Der Bau der Via Laietana sollte das Gesicht des Zentrums Stadt vollkommen verändern.
Das Projekt dieser neuen Straße gehörte zu den baulichen Veränderungen der Stadt, die auf den Plänen von Ildefons Cerdà basierten. Begonnen wurde damit erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Bewohner des eher vornehmen Viertels Eixample sollten so einen direkten Zugang zum Hafen bekommen, wo Viele ihre Geschäfte hatten. Darüber hinaus hatte der Bau der Via Laietana noch einen Grund, der die Sicherheitsbehörden interessierte. Mit der Umgestaltung des Viertels verschwand nämlich nicht nur das unübersichtliche Gewirr der vielen kleinen Gassen, sondern damit auch ein Gebiet das bei Unruhen und Demonstrationen schwer zu kontrollieren war. Der Oberschicht gefiel dabei auch der Gedanke, die ärmeren Menschen aus der Nachbarschaft zu vertreiben und in Außenbezirke zu schicken.
Drei Bauabschnitte
Die Via Laietana entstand während mehreren Jahrzehnten in drei Bau-Phasen. Der erste Abschnitt (vom Hafen bis zum Plaça de l’Angel) wurde zwischen 1908 bis 1913 gebaut.
Mit dem zweiten Teil des Baus erreichte die neue Vía Laietana den Plaça de Ramon Berenguer. (Dies ist der Platz mit Blick auf die Reste der Stadtmauer und der Reiterstatur des Grafen Berenguer von Barcelona)
Erst mit der dritten Phase der Arbeiten wurde die Strase wie anfangs geplant bis zum Plaça d’Urquinaona komplettiert. Die Urbanisierung der neuen Verbindung zwischen dem Hafen und Eixample schritt dagegen langsam voran. So war bis in die späten 1930er Jahre erst rund die Hälfte der anliegenden Grundstücke bebaut. Als endgültig abgeschlossen konnte man den Bau der Vía Laietana erst im Jahre 1958 bezeichnen.
Erster Nachbar
Bezahlt und finanziert wurden die Bauarbeiten von der Banco Hispano Colonial. So ist es nicht verwunderlich, dass das erste Gebäude, das errichtet wurde, der Hauptsitz dieser Bank war. Der Architekt war seinerzeit Enric Sagnier, nach dessen Plänen auch viele weitere Gebäude in der Stadt entstanden. Das Unternehmen existiert allerdings schon seit 1946 nicht mehr. In dem Gebäude befindet heutzutage das Hotel Colonial und an die vergangenen Zeiten der Bank erinnern nur die Initialen.
Die ‚Chicago School‘ war zu jener Zeit eine der führenden Design- und Architekturschulen. Deren Stil inspirierte die Verantwortlichen damals so sehr, dass die Via Laietana eher einer amerikanischen als einer europäischen Straße ähnelt.
Mit dem Umbau verschwanden emblematische Orte wie die Carrer de les Donzelles, der zu der Zeit schmalsten Straße der Stadt. Auch der Plaça de l’Oli und die Carrer de la Tapineria, in der man üblicherweise Hochzeitskleidung kaufte, mussten Platz machen. Über 2.200 Häuser, darunter viele mittelalterliche Paläste wurden für das Projekt abgerissen und etwa 10.000 Menschen verloren ihr Zuhause.
Viele der ehemalige Bewohner des nicht mehr existierenden Viertels nahmen an den Demonstrationen während der Tragischen Woche von 1909 teil. Grund der Proteste war der die Einberufung vieler Reservisten für den Krieg in Marokko. Die Leute der wohlhabenderen Gesellschaft konnten sich davon freikaufen. Die Arbeiterschicht hatte dafür natürlich nicht das Geld. Durch die Angst, nach ihren Häusern auch noch ihre Söhne und Männer zu verlieren, kam es zum Aufruhr.
Der Bau der Via Laietana wurden zudem für Konstruktion der Tunnel der ersten Metrolinien der Stadt genutzt. Eine der Stationen befand sich unmittelbar neben dem Hauptpostgebäude.
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