An einem Tag wie heute marschierten 1939 die Faschisten in die Stadt. Als Francos Truppen Barcelona eroberten begann ein dunkles Kapital für die Metropole.
Die Überreste der republikanischen Armee hatten bis zuletzt versucht, die Linie am Fluss Llobregat zu halten, doch ohne Erfolg. Im Morgengrauen erreichten die ersten Einheiten der Franquisten den Tibidabo. Wenige Tage zuvor wurden die Offiziellen der Republik und der Generalitat bereits evakuiert. Als Francos Truppen Barcelona eroberten, war die Stadt bereits erschöpft und ohne militärische Kräfte, um sie zu verteidigen.
Am frühen Nachmittag des 26. Januar 1939 fuhren die ersten die ersten Panzer in die Straßen von Sarrià ein. Wenig später standen sie bereits auf dem Passeig de Gràcia. Der Großteil der Truppen drang anschließend ohne Widerstand in die Stadt ein. Sie marschierte dann über den Plaça de Catalunya, die Rambles hinunter bis vor das Rathaus am Plaça de Sant Jaume.
Enthusiasmus und Flucht
Einige Bürger begrüßten die Eroberer sogar enthusiastisch. Die Konservativen sahen in dem Sieg des Militärs ein geringeres Übel im Vergleich zu einer „Diktatur des Proletariats“. Die Katholiken, weil sie ihre Religio frei ausüben konnten. Die Verantwortlichen der öffentlichen Ordnung erhofften sich soziale Ruhe.
Fast eine halbe Million Einwohner hingegen ergriff die Flucht vor den Faschisten. Allein bis zum 10. Februar überquerten mehr als 460.000 Menschen die französische Grenze.
Am frühen Abend übernahm der Hauptmann der Legion, Víctor Felipe Martínez, die Generalitat und das Rathaus in Besitz. Auf dem Balkon des Rathauses daraufhin der rot-gelben Flagge gehisst.
Nach der Armee kamen die Führer der der faschistischen Partei Falange. Das Militärkommando über die Stadt wurde zunächst von General Yagüe übernommen. Trotz der guten Absichten einer Minderheit galt Barcelona viel mehr als besetzt statt befreit. Umgehend hatte man Leute damit beauftragt, die Straßen von republikanischer Propaganda zu säubern. Auch kulturelle Aktivitäten wurde wieder aufgenommen, allerdings nur im Sinne der Besatzer.
Falsche Versprechen
Franco ernannte General Eladio Álvarez Arenas zum obersten Chef der Besatzungsdienste, der einen Tag nach dem Einmarsch der Truppen in Barcelona ankam. Ihn seiner Proklamation machte er den Bürgern noch falsche Versprechen, ließ aber auch keinen Raum für Zweifel. Nach einer wohlwollenden und herzlichen Einführung „Seien Sie sicher, Katalanen, dass Ihre Sprache im privaten und familiären Gebrauch nicht verfolgt wird. Ihre Bräuche und Traditionen (…) werden im neuen Regime die wärmsten Zustimmungen finden.“ Diesen Worten folgten zweiundzwanzig Artikel, in denen er seine absolute Macht zeigte: Dazu gehörte unter anderem der Ausruf des Kriegszustands; das Verbot von politischen Parteien (mit Ausnahme der Falange), von Versammlungen und Demonstrationen. Sie betrafen auch logistische und wirtschaftliche Maßnahmen. So wurden die knappen Ressourcen, die in der Stadt verbliebenen waren, unter seine Herrschaft gestellt.
Die Katalanen akzeptierten sogar die Annullierung des Autonomiestatuts. Es sollte sich aber herausstellen, dass die Zusagen, die man ihnen in Bezug auf ihre Sprache und ihre Kultur machte, mehr als scheinheilig waren. Wenige Tage zuvor wurden während Proklamationen nach den Besetzungen von Reus und Tarragona noch einige Ausdrücke auf Katalanisch verwendet. Viele Bürger waren allerdings skeptisch, sahen die katalanische Sprache und das Leben ihrer Kultur in Gefahr und sollten Recht behalten. Die Absichten des Propagandaapparats der Militärbehörde und deren Umsetzung ließen nicht lange auf sich warten. So wurde die Verwendung des Katalanischen verboten – Bücher, Broschüren und Schriftstücke in dieser Sprache beschlagnahmt. Öffentlichen Akte, sowie populäre Veranstaltungen folklorischer Natur und Sardana-Tänze waren untersagt.
Die Besatzer sahen in Barcelona eine sündige und gottlose Stadt und sie sollte „bestraft“ werden. Umgehend wurden katholische Messen organisiert. Die ersten fanden gleich am 28. Januar auf de Plaça de Catalunya statt. Tags darauf gab es im Stadion des FC Barcelona eine weitere, dass sich in jener Zeit in Les Corts befand.
Wiederkehrende “Normalität”
Während einiger Tage kam es vereinzelt zu Plünderungen des Wenigen, was in Geschäften und Lagern übrig war. Doch wurde versucht, soweit es unter den Umständen möglich war, eine gewisse Normalität wiederherzustellen. Die Zeitung La Vanguardia die es am 27. Januar wieder in den Straßen zu kaufen gab, konnte nur unter großen Schwierigkeiten gedruckt werden. Einen Tag später funktionierte die Straßenbeleuchtung wieder, die während der vielen Nächte der Bombardierung ausgeschaltet blieb. Rund eine Woche danach nahmen die öffentlichen Verkehrsmittel und die Telefongesellschaft ihren Betrieb wieder auf, wenn auch stark eingeschränkt.
Kein Geld, Hunger und Not
Am 1. Februar öffneten die meisten Geschäfte. Dies hatte den Anschein einer gewissen Normalität, doch hatte niemand wirklich Geld, um einzukaufen. Die republikanischen Peseten wurden für ungütig erklärt und die Nationalbank tauschte nur maximal 100 Peseten der vor Juli 1936 gedruckte Banknoten. Die Lebensmittelversorgung war knapp und bald wurden Lebensmittelkarten eingeführt, die es bis 1952 gab. Hühner und Kaninchen teilten sich Terrassen und Patios, größtenteils konnte der Hunger nur mit Selbstversorgung Schwarzmarkt bekämpft werden.
Als Francos Truppen Barcelona eroberten wurde es „eine graue, traurige und dunkle Stadt.“ So beschreibt es Jaume Fabra in seinem Buch „Els que van quedar“ (Kat. „Die die hierblieben“). Endgültig erholt hat sich die Metropole davon wohl erst mit der Modernisierung zu den Olympischen Spielen 1992.
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