Barcelonas beliebter Hausberg wurde militärisch genutzt, als Friedhof und hatte sogar einen Vergnügungspark. Der Montjuïc hat eine lange Geschichte

BARCELONA, REDAKTION. Bereits seit rund 10.000 Jahren erfüllt der Berg die unterschiedlichsten Zwecke. Die gute Lage und sein natürlicher Reichtum machten die Anhöhe seit jeher interessant für die Stadt. Durch seinen strategischen Blick auf die Küste und Küstenebene war der Montjuïc in der Vergangenheit vor allem militärisch von Bedeutung.

Laut historischen Entdeckungen soll es auf Barcelonas Hausberg schon kurz nach der Eiszeit menschliche Aktivitäten gegeben haben. Schon in der Zeit ab dem Jahr 10 v. Chr. wurde er als Steinquelle genutzt Zu. Viele Gebäude des römischen Barcino entstanden aus Steinen, die man dort abgetragen hatte. Doch auch in der jüngeren Vergangenheit wurden Bauwerke mit dem Material errichtet, das der Montjuïc bot. Darunter emblematische Gebäude wie Gaudís Sagrada Familia, La Pedrera und die Kirche Santa Maria del Mar, die “Kathedrale des Meeres. 

Blick auf den Montjuïc um 1920 (Foto: ICUB)

Woher stammt der Name?

Der Name selbst leitet sich von dem Wort mons judaicus ab. Eine Bezeichnung, die im Mittelalter für den Friedhof der jüdischen Gemeinde der Stadt verwendet wurde. Dieser soll laut Historikern seit dem 9. Jahrhundert existiert haben und bis um 1391 betrieben worden sein. Dann erlitt die jüdische Gemeinde Barcelonas, die im heutigen Barri Gòtic lebte, schwere Repressionen und musste die Stadt verlassen. Viele Jahre später wurde 1883 wieder ein Friedhof auf dem Berg angelegt, der noch heute verwendet wird. Obwohl ihn hauptsächlich die katholische Gemeinde nutzt, ist auch Platz war für Menschen anderer Religionen reserviert.

Symbol der Repression

Der Montjuïc war aufgrund seiner strategischen Lage im Laufe der Geschichte von entscheidender Bedeutung. Insbesondere konnte man mögliche Angreifer auf Barcelona schon von weitem sehen. Experten wissen von der Existenz eines Wachturms, der mindestens seit dem Jahr 1073 auf dem Gipfel stand, um vor Feinden auf dem See warnen sollte. 

Rund 600 Jahre später beschloss die damalige Stadtverwaltung die Errichtung einer Festung um den Turm herum. Grund war der Bauerkrieg und die Erwartung, dass es zu einer Seebelagerung durch die Flotte Philipps IV. kommen könnte. 

Mit dem Sieg der bourbonischen Truppen im Spanischen Erbfolgekrieg zog das spanische Militär, das Barcelona kontrollierte, dort ein. Sie waren es auch, die die Burg ausbauten, um Soldaten und Geschütze unterzubringen. Seitdem hat sie die Form, wie man sie heute kennt. Seitdem war es auch keine Festung mehr, die von den Menschen mit Sympathie betrachtet wurde. Dabei blieb mit 3. Dezember 1843, einen der dunkelsten Tage in der Geschichte der Stadt besonders in Erinnerung.

Der spanische General Espartero wählte einen furchtbaren Weg, den Volksaufstand zu beenden, den es zu jener Zeit in Barcelona gab. Er beschloss, die Stadt vom Berg aus zu bombardieren. Die verheerenden Auswirkungen der über 1000 Kanonenschüsse ließen den Aufständischen keine andere Wahl, als sich zu ergeben. Natürlich Der General selbst markierte mit dieser Aktion, die eine furchtbare Bilanz hinterließ, den Anfang vom Ende seiner politischen Karriere. 335 Menschen kamen dabei uns Leben, mehrere Hundert Häuser wurden zerstört und rund 40.000 Bewohner flüchteten aus Stadt.

Die Burg sollte auch während der nächsten hundert Jahre eine dunkle Rolle spielen und wurde zum Symbol der militärischen Repression. Sie diente als Gefängnis für viele Regierungsgegner, in dem es viele Folterungen, Prozesse und Hinrichtungen gab. Nach der Besetzung Barcelonas durch die Franco-Truppen wurden dort insgesamt 250 Personen hingerichtet, darunter Lluís Companys, der damalige Präsident der Generalitat. Ein Militärgefängnis blieb sogar noch bis 1960, als Franco entschied, es der Stadt zu überlassen. Jedoch gab es die Bedingung, dort ein Militärmuseum einzurichten.

Formel 1-Rennen auf dem Circuit de Montjuïc (Foto: Arxiu Històric de Barcelona)

Jüngere Vergangenheit

1929 war der Montjuïc war Schauplatz der Weltausstellung, die Barcelona nach 1888 zum zweiten Mal austrug. Viele der Sportstätten, die für die Olympischen Spiel 1992 entstanden, sind noch heute dort zu finden. Darunter das Estadi Olímpic Lluís Companys, das in der heutigen Zeit oft für Open Air-Konzerte genutzt wird. Mehrere Parks und Gärten wurden im Laufe der Zeit für die Bewohner Barcelonas angelegt und zwischen 1966 und 1998 hatte der Montjuïc sogar seinen eigenen Vergnügungspark.

Kaum noch vorstellen kann man sich jedoch heutzutage, dass der Berg sogar für Motorsport berühmt war. Insgesamt 4 Mal fand der Grand Prix von Spanien der Formel 1 dort statt. Zwischen 1951 und 1969 fuhr man zudem den großen Preis von Spanien für Motorräder auf dem Circuit de Montjuïc. Seine Geschichte als Rennstrecke fand jedoch ein sehr tragisches Ende.

Das Museum in der Festung

Eine Ausstellung im Castell de Montjuïc zeigt heutzutage die Geschichte des historischen Bergs. Viele Originalobjekte, Modelle, Dokumente, Fotografien und audiovisuelle Montagen lassen die wichtigsten historischen Momente Revue passieren.

Touristenmahnet: Die Seilbahn auf den Berg (Foto: BarcelonAlemany.com)

Auch hier kommt man an manchen Tagen kostenlos ins Museum. Jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt während der gesamten Öffnungszeiten des Geländes frei. Dies gilt ebenfalls jeden Sonntag im Jahr ab 15:00 Uhr. Wer ausserhalb dieser Zeiten die Festung besuchen möchte, kann sich hier Tickets buchen.

Die beeindruckende Festung lockt jedes Jahr tausende Touristen hierher. Die Seilbahn, die die Besucher nach oben bringt, ist dabei ein willkommenes Fortbewegungsmittel und Alternative, den Berg zu Fuss zu erklimmen. (Tickets für die Seilbahn kaufen). Vor allem aber ermöglicht sie einen fantastischen Ausblick auf die Stadt. Doch auch viele Einheimische nutzen den Montjuïc wegen seiner Nähe gerne für einen kleinen Ausflug. Dabei ist, neben den Parks, durch die man spazieren kann, der Picknic-Platz ein beliebter Ort. Versteckt in dem kleinen Waldgebiet unweit des heutigen Friedhofs wartet ausserdem die Terrasse der ‘Caseta del migdia’ mit einem Blick auf’s offene Meer.


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